Nachdem ich das Paradiesvogel-Gesteck aus diesem Buch vollständig nachgearbeitet habe, möchte ich euch meine Erfahrungen mit dem Buch vorstellen. Alan Dunn gehört sicherlich zu den größten Künstlern im Bereich der Zuckerflorisitk. Er hat zahlreiche Bücher mit unglaublich schönen und vielfältigen Gestecken veröffentlicht.
Fakten: Alan Dunn Tropical and Exotic Flowers*
- 144 Seiten
- 1. Auflage von 2011
- Sprache: Englisch
- ca. 23€
Erwartungen
Schon mit einfachen Mitteln und relativ wenig Aufwand lassen sich schöne Zuckerblumen, wie z.B. Rosen und Gerbera zaubern. Möchte man aber etwas ungewöhnlichere oder schwierigere Blüten und Blätter so richtig echt aussehen lassen, kommt man um eine gute Anleitung nicht herum. Ich persönlich finde es auch schwierig, verschiedene Blüten zu einem stimmigen Gesteck zu verbinden. Dafür fehlt mir vorher oft die Vorstellungskraft und das Wissen um die verschiedenen Blumen.
Deswegen wünsche ich mir ein Buch, dass zum einen gute Anleitungen für verschiedene interessante Zuckerblumen liefert. Zum anderen möchte ich mich von tollen Bildern, wunderschönen Farben und Kompositionen zu eigenen Werken inspirieren lassen.
Das Buch: Inhalt, Gliederung, Aufbau
Das Buch gliedert sich grob in drei Teile. Zunächst werden nach einer kurzen Einleitung die wichtigsten Materialien, Techniken und Rezepte vorgestellt. Es findet sich u.a. ein Rezept für Blütenpaste, ein kurzer Überblick über die wichtigsten Werkzeuge sowie Techniken wie das Drahten von Zuckerblumen oder das Fixieren der Farbe über Wasserdampf.
Der Hauptteil des Buches besteht dann aus den Anleitungen für die Zuckerblumen und die passenden Gestecke. Dabei wird jedes Gesteck zunächst als Torte vorgestellt (mit kurzen Hinweisen zur Herstellung), dann folgen die Anleitungen für die verwendeten Blumen und schließlich wird das Gesteck in einer Vase o.ä. präsentiert. An dieser Stelle wird auch beschrieben, wie die Zuckerblumen zu einem schönen Gesteck gebunden werden. Diese Einteilung ist zum einen sehr übersichtlich, zum anderen beeindrucken die großformatigen Bilder sowohl der Torte als auch des reinen Gestecks beim Durchblättern. Insgesamt sind 14 Gestecke bzw. Torten mit etwa 35 verschiedenen Blumen enthalten.
Daran schließen sich drei Seiten mit Vorlagen für die Blütenblätter und Blätter an. So kann man die meisten Zuckerblumen auch ohne den passenden Ausstecher anfertigen. Allerdings sollte man beachten, dass die Arbeit durch Ausstecher sehr erleichtert wird. Zum einen geht es deutlich schneller, zum anderen sind die Formen präzier und immer gleich. Außerdem gibt es ein Verzeichnis der möglichen Bezugsquellen für die verwendeten Materialien. In den Anleitungen wird meist angegeben, welcher Ausstecher oder welcher Veiner von welcher Firma verwendet wird. Dies erleichtert das genaue Nacharbeiten der Gestecke natürlich erheblich, allerdings sind nur Shops aus dem englischsprachigen Raum angegeben. Insofern muss man hierzulande etwas improvisieren.
Ganz zum Schluss gibt es noch ein Register.
Die Blumen: Auswahl und Nacharbeiten
Neben verschiedensten Blüten (z.B. Frangipani, Strelitzie, Rose, Orchideen, Lotus…) finden sich auch verschiedene grüne Pflanzen (z.B. Gingko, Monstera, Pfeffer…). Dadurch erhält man eine unglaubliche Vielfalt unterschiedlichster Pflanzen. Besonders schön finde ich, dass sich hier nicht nur die Klassiker finden sondern eben auch Pflanzen, die man noch gar nicht kennt (und von denen man nie gedacht hätte, dass man sie aus Blütenpaste basteln könnte). Mit Sicherheit wird man viele Inspirationen für eigene Gestecke finden. Aber auch die vorgeschlagenen Gestecke beeindrucken durch ihre Vielfalt- von eher einfachen Gestecken bis hin zu aufwändigen Gebilden, von schlicht bis bunt ist alles zu finden.
Die Blumen sind dabei sehr unterschiedlich vom Schwierigkeitsgrad. Grundsätzlich werden die Blumen auf Draht gearbeitet. Einige Modelle sind sehr filigran und sicherlich nur von Erfahrenen zu meistern. Andere, z.B. die Rose, die Orchidee und die meisten grünen Pflanzen, sind dagegen ganz gut zu meistern. Grundsätzlich sollte man schon überdurchschnittlich gut Englisch verstehen und sich ein (allerdings nicht so umfangreiches) Fachvokabular aneignen. Mir ist es mit meinem guten Schulenglisch nicht schwer gefallen, mich in die Texte einzulesen – schließlich gibt es ja auch Wörterbücher.
Ich habe bisher das Paradiesvogel-Gesteck vom Titelbild nachgearbeitet. Im Wesentlichen bin ich mit der Anleitung gut zurecht gekommen, das Gesteck ist ja auch entsprechend des Bildes gelungen. Dennoch braucht man einige Erfahrung, um die Angaben entsprechend umzusetzen. Darauf werde ich im Folgenden näher eingehen.
Für jede Blume ist das Material, wie z.B. die benötigten Farben, Drähte und Blütenpaste angegeben. Leider gibt es keine konkreten Mengenangaben, also z.B. wie viele Drähte benötigt werden oder das benötigte Gewicht der Blütenpaste. Dadurch muss man schon ein bisschen Erfahrung mitbringen, um die entsprechenden Mengen zu schätzen. Aus eigener Erfahrung beim Anleitungen schreiben weiß ich, wie schwierig solche Angaben sind. Teilweise sind präzise Angaben auch gar nicht möglich. Dennoch hätte ich mir wenigstens eine ungefähre Angabe gewünscht, schließlich ist das ein Buch von einem Profi.
Neben dem Material gibt es auch eine Aufzählung der benötigten Werkzeuge, also z.B. die Ausstecher oder Veiner. Hier sind, wo sinnvoll, die Hersteller mit angegeben, so dass ein präzises Nacharbeiten möglich ist.
Daran schließt sich eine kurze Beschreibung oder einige Besonderheiten der Blüte sowie ein kleines Bild der Zuckerblume an. Ich hätte mir gewünscht, dass auch ein Bild des Originals vorhanden wäre. Einige Blumen sind nämlich durchaus etwas vereinfacht oder beziehen sich auf bestimmte Unterarten.
Die eigentliche Anleitung gliedert sich in die einzelnen Bestandteile der Pflanze, wie z.B. Samen, Blüte, Blattgrün etc. Jeder Schritt ist beschrieben, zu den wichtigsten Schritten finden sich auch Bilder. Diese Schritt-für-Schritt-Bilder hätte man meiner Meinung nach noch ausbauen können. Ein Punkt stört mich allerdings erheblich. Oft heißt es in der Anleitung „forme eine kleine Kugel“ oder „nimm eine mittlere Menge Blütenpaste“. Diese Angaben sind, wenn es z.B. um Knospen oder Beeren geht, viel zu unpräzise. Beim Nacharbeiten der Ixia ist es mir so passiert, dass ich viel zu kleine Knospen gemacht habe. Erst als ich auch die Blüten fertig hatte, ist mir dies aufgefallen. Zwar kann man an Hand der Bilder die Größen schätzen, eine Angabe des Durchmessers oder der Länge in cm wäre aber so viel einfacher. Für Blätter und Blütenblätter empfiehlt es sich daher, die vorhandenen Ausstecher mit den Vorlagen auf den letzten Seiten zu vergleichen. So liegt man bei der Größe nicht falsch.
Empfehlenswert?
Aus meiner Sicht ein klares Ja – in keinem anderen Buch habe ich bisher so schöne, kreative und besondere Gestecke und Blumen gefunden. Zudem ist dieses Buch von den Büchern, die ich von Alan Dunn besitze, das mit Abstand schönste Buch! Ich gebe 4 von 5 Sternen, weil die Gestecke einfach wunderbar sind, die Anleitungen aber ein paar winzige Schwächen haben.
Insgesamt fällt aber doch auf, dass die Anleitungen für erfahrene Zuckerblumenbastler gemacht sind. Wer noch nie Blütenblätter auf Draht gearbeitet hat oder wer mit Proportionen und Farbgebungen Schwierigkeiten hat, wird mit diesem Buch nicht glücklich.
Für alle, die eine Inspirationsquelle suchen und sich an den wunderschönen Bildern berauschen wollen, ist das Alan Dunn Tropical and Exotic Flowers* genau richtig. Ich denke, man wird in den seltensten Fällen wirklich viel nacharbeiten. Dennoch gehört das Buch einfach in das Regal eines Zuckerblumen-Künstlers. Und wer weiß, für die eine oder andere Blüte nimmt man es dann doch zur Hand und irgendwann traut man sich, ein ganzes Gesteck nachzuarbeiten.
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