Ich hab ja nichts dagegen, wenn man Rezepte abwandelt, verändert, kombiniert und so oft etwas noch leckeres Neues entsteht. Aber bei einigen Rezepten bin ich pingelig… Und dazu gehört definitiv Tiramisu. Punkt 1: In ein echtes Tiramisu gehört Marsala und Espresso, kein Amaretto oder irgendwas. Punkt 2: die Löffelbiskuits müssen richtig schön durchtränkt sein, nicht noch irgendwie staubig trocken… Punkt 3: In die Creme gehört Mascarpone, Ei und Zucker – mit nur ganz wenigen Ausnahmen…
Ja, Varianten mit Frucht sind auch lecker – eine Feundin macht z.B. ein einfach göttliches Himbeer-Tiramisu. Aber das richtige, echte, italienische Original ist halt einfach Kaffee, Marsala, Mascarponecreme und sonst nix. Woher ich das weiß? Gut, nur in Italien geboren zu sein reicht nicht wirklich aus. Aber auf diese Weise habe ich von meinen Eltern das echte Rezept vererbt bekommen, dass diese wiederum von einer echten Italienerin hatten. Diese Italienerin hat es übrigens mit dem echten italienischen Essen sehr genau genommen: Ein Pesto ist nur ein Pesto, wenn es in einem Marmormörser mit einem Olivenholzstößel zubereitet wurde. Andere Materialien sind schon ein kleines Verbrechen und das Nutzen eines Pürierstabes kommt einem Staatsverrat gleich. Es versteht sich von selbst, dass als Zutaten nur Basilikum, echtes ligurisches Olivenöl, Pinienkerne, Knoblauch, Salz und Parmesan zugelassen sind – also nix da mit diesen ganzen neumodischen Varianten 😉 Damit könnt ihr mir nun aber glauben, dass diese Rezept für Tiramisu ein echtes italienisches Familienrezept ist, mit dem das leckere Dessert so gut wie im Urlaub schmeckt.
Marsala, ein italienischer Süßwein, gibt es in kleinen Fläschchen in der Backabteilung oder bei den Spezialitäten. Billiger ist es aber, wenn man sich mal eine große Flasche aus dem Urlaub mitbringt… Ach ja, eine kleine Variante lasse ich dann doch gelten: Deutlich fettärmer wird das Dessert, wenn man die Mascarpone ganz oder teilweise durch Ricotta ersetzt. Dann darf man auch gerne ein Ei mehr nehmen. So ist das Dessert noch fast genauso lecker, aber doch ein bisschen figurfreundlicher…
Zutaten
für 4 Portionen
- 250g Mascarpone
- 2 Eier
- 75g Zucker
- Vanille + 45g Zucker (oder 3 Tüten Vanillezucker)
- 200ml Espresso
- 125ml Marsala
- Kakao
- Löffelbiskuits
Zubereitung
Zunächst den Espresso kochen (oder reichlich löslichen Kaffee in heißem Wasser lösen und akzeptieren, dass sich dabei jetzt mehrere Italiener/innen im Grabe umdrehen würden…). Im Espresso 45g Zucker und etwas Vanille (oder 3 Tüten Vanillezucker) lösen und etwas abkühlen lassen. Den Marsala dazu geben.
Für die Creme die Eier trennen. Das Eiweiß mit gut der Hälfte des Zuckers steif schlagen. Das Eigelb mit dem restlichen Zucker hellcremig aufschlagen.
Die Mascarpone mit der Eiercreme verrühren, zum Schluss den Eischnee unterheben.
Die Löffelbiskuits evt. zerbrechen und einzeln in die Kaffee-Marsala-Mischung tauchen, bis sie sich richtig schön voll gesogen haben. Die Löffelbiskuits dann in Portionsgläser geben und dünn mit Kakao bestäuben. Bereitet man das Dessert in einer Auflaufform zu, kann man auch die Löffelbiskuits in die Form legen und mit reichlich Kaffee-Marsala-Mischung begießen.
Darauf die Hälfte der Creme verteilen. Weitere Löffelbiskuits einweichen und auf die Creme geben. Wieder mit Kakao bestäuben und mit Creme bedecken. Zum Schluss auf die Creme Kakao stäuben. Das Original hat 2 Schichten, im Prinzip kann man aber ohne arge Verstöße gegen die Tiramisu-Etikette auch nur eine oder mehr Schichten je nach Schüssel machen…
Nun muss das Tiramisu einmal durchfrieren, das dauert je nach Gefrierfach und Portionsgröße mind. 4-5h, besser über Nacht. Dann lässt man das Tiramisu wieder deutlich antauen, so dass die Creme weich und der Kaffee in den Löffelbiskuits noch etwas gefroren ist. Dieser Schritt ist am sensibelsten und hat bei uns in der Familie schon zu so einigen Diskussionen geführt. Schnell Tiramisu essen auf der einen (meiner) Seite, ganz weiches Tiramisu auf der anderen (Vaters) Seite… Jedenfalls sollte man den Grad des Halbgefrorenen und somit die Antauzeit dem eigenen Geschmack und den herrschenden Temperaturen anpassen.
Lieber Ofenkieker,
An dieser Stelle nochmal erwähnt: in ein echtes originales Tiramisu gehört überhaupt kein Alkohol, tiefkühlen ist Todsünde, und das durchnässen der Biskuits bis zum Kern mit Espresso geht gar nicht (ganz kurz durch den Espresso ziehen), dass die deutschen immer meinen alles über die italienische Küche zu wissen??
Ein echtes Tiramisu hat eher was kuchenartiges
Mascarpone
Eier
Espresso
Kakao
Löffelbiskuits
Zucker
…..und sonst gar nix
Ausserdem Tiramisu kommt aus Treviso einer der dorthin geheiratet hat
Wie geschrieben handelt es sich bei dem Rezept um ein altes Familienrezept direkt aus Italien, in dem Fall aus Ligurien. Es geht hier also nicht um mein Wissen oder Nicht-Wissen. Ich habe sogar lange noch den handgeschriebenen Zettel dazu gehabt – und ja, in Venetien wird es anders gemacht. Es scheint da regionale Unterschiede zu geben, selbst bei den traditionsverbundenen Italienern. Letztlich auch egal, mir schmeckt es so wie beschrieben am besten.
Hallo, also muss man das wirklich nicht in den Kühlschrank stellen? Habe noch nie davon gehört dass zu frieren
noch eine Frage, wie viel Espresso Pulver nimmst du für 200 ml?
So viel, dass 200ml Espresso raus kommen 😉 Auf der Packung müsste doch stehen, wie das Pulver dosiert wird, oder nicht?
Hallo, nimmst du Back Kakao oder Trink Kakao?
Zum Kochen und Backen immer Backkakao 🙂
Ich freue mich sehr, dass nicht nur ich bei der Tiramisu so schön konservativ bin. Es gibt ja Menschen, die Sahne 🙁 oder Quark :-(( nehmen… Aber das Durchfrieren ist mir neu und wird meiner Tiramisu in Zukunft den letzten Zacken in der Krone hinzufügen. Wieder mal vielen Dank!
Liebe Elke,
ja, das ist eines der wenigen Rezepte, bei dem ich wirklich konservativ bin. Quark in Tiramisu geht gar nicht! Sahne eigentlich auch nicht, aber Quark wäre noch schlimmer. Damit kann man auch leckere Desserts zaubern, nur eben kein Tiramisu 😉
Ich kenne Tiramisu hauptsächlich als halbgefrorenes Dessert, da kommt der Kontrast zwischen Kaffee und Creme noch besser zur Geltung, finde ich.
Viele Grüße,
Claudia
Herzlichen Danke für dieses Rezept. Ich bereite es heute zum zweiten Mal zu. Es ist geschmacklich bisher das Beste, das ich je gegessen habe, auch wenn es natürlich durch das geschlagene Eiweiß weicher ist, wie bei vielen andere Tiramisurezepten. Vor allem, wenn man das mit dem Durchfrieren nicht wirklich berücksichtigt.
Durch die weiche Konsistenz kommt es einem nicht einmal soooo mächtig vor, auch wenn man die reine Mascarponevariante nimmt.
Lieber Michael,
freut mich sehr, dass ich noch einen Anhänger von diesem Rezept gefunden habe. Durch das Ei kommt auch einfach viel mehr Luft bei wenig zusätzlichem Fett in die Creme, was sie sehr viel leichter macht. Mascarpone pur käme für mich nie in Frage, das wäre mir zu kompakt und schwer. Die Stabilität ist natürlich ein Problem bei dieser Variante, so richtig schöne Kuchenstücke kann man daraus wohl nicht machen.
Viele Grüße
Claudia
Ich oute mich mal als Tiramisu-Banause, denn dass man das Zeug einfriert, war mir unbekannt. Halbgefroren stelle ich es mir aber sehr lecker vor.
Man findet immer mehr zimmerwarme bis gekühlte Varianten, mir persönlich schmeckt gerade das halbgefrorene besonders gut. Das gibt dem sonst ja eher mächtigen Dessert so was erfrischendes – einfach köstlich 🙂 Leider muss man dann nur so lange darauf warten 😉
Liebe Grüße!