Diese schlichte, moderne Hochzeitstorte mit reichlich Zuckerblumen ist im Moment meine liebste Torte. Ich liebe die Farben, die etwas extravagante Form und Blumen mag ich ja sowieso. Zur Hochzeit meiner langjährigen Sandkasten- und Schulfreundin habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, eine ganz besondere Torte zu backen.
Die Torte war als Überraschung für das Brautpaar gedacht, daher habe ich zusammen mit den Eltern der Braut die Details geplant. Für 70 Leute musste erstmal ein ganzer Batzen Kuchen her, wir haben uns daher für 2 Ebenen mit jeweils 30cm und 25cm Durchmesser sowie 10cm Höhe entschieden. Die Torte sollte nicht so süß werden und keine bzw. kaum Creme enthalten. Daher habe ich meinen Nougat-Kuchen gebacken und mit einer Mischung aus Himbeer- und Cassis-Marmelade mit etwas Kirschlikör gefüllt. Das gibt eine fruchtige Note und macht den Kuchen auch ohne Creme schön saftig. Die obere Torte bestand aus einem Mohn-Zitronenkuchen, den ich mit Zitronensirup getränkt habe und hauchdünn mit weißer Zitronen-Ganache gefüllt habe. Die Ganache diente eigentlich nur zum Zusammenkleben der einzelnen Böden, wirklich als Füllung kann man das nicht bezeichnen.
An dieser Stelle möchte ich mal einwerfen, dass Kuchen gar nicht zwangsweise immer gefüllt werden müssen. Ganz oft werde ich gefragt, was denn zu diesem oder jenem Kuchen als Füllung passt. Wenn es sich nicht gerade um Biskuit oder den Wunderkuchen handelt, antworte ich darauf meist „nichts“ oder „nur etwas Marmelade“. Leckere, aromatische, saftige (Rühr)kuchen mit reichlich Schokolade, Nüssen und Butter brauchen aus meiner Sicht wirklich keine Cremefüllung. Das macht die Torte nur unheimlich mächtig. Wenn man mag, kann man die Böden mit Sirup tränken und/oder etwas Marmelade zum Füllen verwenden. Das gibt noch etwas mehr Saftigkeit, fügt ggf. eine Fruchtnote hinzu und belastet nicht zu sehr. Was meint ihr? Muss jede (Motiv)Torte eine Cremefüllung haben, um lecker zu sein?
Zurück zur modernen Hochzeitstorte. Passend zu den Kuchen habe ich die Nougattorte mit Zartbitterganache eingestrichen und die Mohn-Zitronentorte mit weißer Ganache, die ich mit Zitronenschale und einem Schuss Zitronensaft verfeinert hatte. Jetzt im Sommer ist Ganache einfach stabiler wie Buttercreme. Außerdem wollte ich extra scharfe Kanten und auch das ist mit Ganache deutlich einfacher zu erzielen.
Die beiden Torten habe ich mit Tortenkleid weiß* eingedeckt. Für Hochzeitstorten und ähnliche wichtige Anlässe kaufe ich gerne den Fondant fertig, sonst mache ich ihn ja nach meinem veganen Rezept auch gerne selbst. Aber bei so einem Großprojekt spare ich gerne etwas Zeit und gehe, was z.B. die Konsistenz des Fondants angeht, auf Nummer sicher. Der Tortenkleid-Fondant ist nach meinen momentanen Recherchen im 7kg-Eimer der preisgünstigste vernünftige auf dem Markt (Update: mittlerweile ist der Fondant von Shantys* der günstigste). Zum Eindecken ist er ein echter Traum, so schön seidig und perfekt glatt. Kann ich nur empfehlen 🙂
Lange habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich diese beiden riesigen Torten stapele. Nicht wegen der Statik, das ist dank Zwischenböden und Stützen, wie hier erklärt, kein Problem. Viel mehr finde ich, dass zweistöckige Torten leicht wie Hüte aussehen. Gerade wenn die Torte deutlich breiter wie hoch ist, wirkt sie oft plump und erinnert mich an einen Hut… Daher habe ich mich dafür entschieden, eine schmale Säule als trennendes Element einzufügen. Dies gibt Höhe, sieht modern aus und wirkt sehr elegant. Dazu habe ich zwei 15cm durchmessende Tortendummies mit einem zarten Lachston eingedeckt und zusammen mit den Kuchen gestapelt. Die obere Torte wirkt dadurch schwebend, aber da sie auf einem Cake Board mit 13mm Stärke sitzt, steht sie trotzdem sicher und stabil.
Die Styroporsäule in der Mitte hat auch einen weiteren Vorteil: Die Blumen habe ich zumindest zu einem guten Teil nicht in der eigentlichen Torte befestigen müssen, sondern konnte sie einfach in den Styropor stecken. Das finde ich ideal, da so der Kuchen nicht zu sehr durchlöchert wird.
Die Torte selbst sollte schlicht weiß werden, ohne weitere Schnörkel oder Verzierungen. Das ist ja immer so eine Sache, weil der Überzug dann wirklich perfekt werden muss. Ich habe also ewig viel Zeit damit verbracht, die Torte wirklich super sorgfältig glatt einzustreichen und später den Fondant zu glätten. Ich muss sagen, die Mühe hat sich wirklich gelohnt. So schön glatt mit so scharfen Kanten werden meine Torten nicht immer. Um die Torten habe ich zum Schluss weiße Satinbänder gelegt, so dass ein schöner schlichter Abschluss entsteht.
Gewünscht waren außerdem Zuckerblumen in Orange- bis Lachstönen. Ein paar Rosen durften dabei sein, ansonsten hatte ich so ziemlich freie Wahl. Ich habe mich daher für orange Callas entschieden, die super schnell gemacht sind und gut Platz füllen.
Dazu habe ich viele kleine weiße Röschen mit dem Easiest Rose Cutter Ever gebastelt. Mittlerweile habe ich eine Technik entwickelt, die in meinen Augen doch schönere Ergebnisse liefert, als die Originaltechnik. Die Rosen habe ich in weiß gearbeitet und mit etwas Lachs und einem Hauch Pearl abgepudert.
Ein große pinke Pfingstrose mit lachfarbener Füllung gefiel den Brauteltern beim Durchblättern eines Zuckerblumenbuches so gut, daher stand diese Blume auch auf der Liste. Außerdem konnte ich so noch eine etwas andere Variante von Pfingstrosen ausprobieren.
Damit hatte ich erstmal die Basis. Fehlt nur noch etwas Grün und ein paar Füllblumen. Darüber habe ich dann aber viel nachgedacht, weil irgendwie kein richtiges Gesamtbild in meinem Kopf entstehen wollte. Im Moment sieht man aber wahnsinnig oft Sukkulenten als Teil eines Brautstausses, als Cupcake-Deko oder als Tortendeko. Das etwas graue Blaugrün der Sukkulenten gefiel mir sehr gut zu den Farben der anderen Blumen, zumal die verschiedenen Unterarten diverse pinke bis orange Schattierungen an den Spitzen aufweisen. Damit war das perfekte Grün gefunden. Ich glaube, ich habe insgesamt 7 oder 8 Succulenten gebraucht.
Als Füllblume habe ich mich mal wieder für Edelwicken entschieden, passend zum Farbschema in zartem Lachs. Die Rankpflanzen sind einfach so vielseitig und wunderbar romantisch, da passen sie einfach gut zu einer Hochzeitstorte. Eine Wicken habe ich zu kleinen Bündeln gebunden und als Füllblumen verwendet, andere Wicken dienten als Zweige für elegant geschwungene Ausläufer des Blumengestecks. Insgesamt habe ich so ca. 50 Wicken plus einige Knospen verarbeitet.
Das Gesteck hatte insgesamt 3 Hauptteile. Die große Pfingstrose habe ich in die Styroporsäule gesteckt. Eigentlich sollte die Blume das zentrale Element werden, um das sich dann alle anderen Blumen ranken. Aber irgendwie passte das vom Platz nicht so richtig, so dass die Pfingstrose etwas an die Seite gerückt ist.
Dann habe ich diverse Röschen, Calla, Sukkulenten und Edelwicken zu einem eher dreieckigen Gesteck gebunden. Dieses habe ich ganz vorsichtig möglichst eng über der Pfingstrose in den Styropor gesteckt. Leider war das nicht so einfach, so dass ich dabei einige Dellen in die Torte gemacht habe. Nun ja, die meisten konnte ich verdecken oder glätten.
Einen Wickenzweig habe ich als zarten Ausläufer oben in die Torte gesteckt.
Weitere Blumen habe ich zu einem weiteren, etwa dreieckigen Gesteck gebunden. Dieses habe ich unter die Pfingstrose in die untere Torte gesteckt. Selbstverständlich kam der Draht nicht direkt in die Torte, sondern zunächst in einen Trinkhalm und dann in den Kuchen. Die Lücken habe ich dann mit weiteren Wicken, Sukkulenten und Callas gefüllt. Zum Schluss habe ich zwei große Wickenzweige als unteren bogenförmigen Ausläufer in die Torte gesteckt.
Ihr könnt mir glauben, bei dem Anordnen der Blumen habe ich Blut und Wasser geschwitzt. Im Gegensatz zu echten Blumen kann man Zuckerblumen nicht einfach mal ein bisschen knautschen. Die einzelnen Blumen müssen also am Draht so gebogen werden, dass sie zu einem Gesteck zusammen passen. Dann muss dieses Gesteck auch noch an die Torte passen. Jeder Platzmangel führt entweder zu Dellen in der Torte oder zu abgebrochenen Blumen. Zu viel Platz hinterlässt aber hässliche Lücken. Besonders anstrengend wird die ganze Geschichte dadurch, dass die Blumen ja ganz zum Schluss an die Torte müssen. Im Normalfall stand man also schon einige Stunden in der Küche… Normalerweise bleibt auch keine Zeit mehr, schnell mal eben eine neue Torte zu backen. Und neue Blumen kann man auch nicht machen, da diese mindestens einen Tag trocknen müssen. Es muss also klappen, genau dann. Glücklicherweise hat es das auch und zum Schluss stand eine wunderschöne Torte vor mir.
Ich habe mir sagen lassen, dass die Torte sehr gut angekommen ist und sehr lecker war. Die über 70 Gäste haben die 2,4kg Schokolade, 1,2kg Nougat, 2kg Fondant, 2l Sahne, 1,5kg Mehl, 18 Eier, 800g Zucker und noch so einiges mehr restlos verputzt. Die Blumen wurden dann den Hochzeitsgästen als Andenken mitgegeben, was wirklich eine sehr schöne Idee ist.
Nun bleibt mir nur noch, dem Paar eine wunderbare, glückliche und lange Ehe zu wünschen!
Die Fotos von der Hochzeit selbst wurden mir freundlicherweise von der Familie zur Verfügung gestellt.
Oh, was für eine schöne Hochzeitstorte! Ich finde schlichte Torten immer sehr schön und elegant. Ich weiß genau wie du du dich gefühlt hast beim Blumen in die Torte stecken! Das sieht immer so leicht aus, aber das ist ganz schön kniffelig 😉
Zuckersüße Grüße
Lydia
Einfach „nur“ wooooooowuuuundeeerschöööön!!! Und bestimmt wars ein Traum für den Gaumen!