Ein paar Fakten zu Süße Sünden*
- Preis: 19,95€
- Seiten: 255
- etwa 100 Rezepte
- 1. Auflage von 2012
Erwartungen
In meinem Back-Repertoire finden sich zunehmend Cupcakes, Cake Pops, Whoopie Pies und andere, typisch amerikanische und/oder britische Kuchen. Bisher habe ich die Rezepte nach eigenem Gutdünken und an Hand einiger Grundrezepte oder Blog-Beiträgen selbst zusammen gestellt. Langsam wird es aber Zeit, mal die Original-Rezepte kennen zu lernen. Wer weiß, vielleicht schimpfe ich etwas Cupcake, was in Wahrheit einfach ein banales deutsches Törtchen ist 😉 Außerdem wünsche ich mir Anregungen für neue Geschmacksrichtungen, Dekoration, neue Torten und Kuchen. Die Rezepte sollten gut beschrieben sein, praktikabel umsetzbar, vielfältig und natürlich lecker.
Letzlich habe ich mich für dieses Buch entschieden, weil es an die deutschen Zutaten und Mengenangaben angepasst ist. Das ewige Umrechnen von Cups oder Ounces in Gramm nervt nämlich. Die deutsche Sprache bei der Rezeptbeschreibung war nicht ausschlaggebend, ist aber natürlich auch angenehmer. Von einem Buch mit Rezepten einer real existierenden Bäckerei erwarte ich, dass die Rezepte gut funktionieren und richtig lecker sind.
Das Buch: Inhalt, Aufbau, Gliederung
Nach einer kurzen Einführung zum Konzept der Hummingbird Bakery beginnt der Rezepte-Teil. Die Rezepte sind nach Feiertagen rund um das Jahr sortiert. Auch wenn beim Backen nur saisonal erhältliche Zutaten eine eher geringere Rolle spielen, sind so eher weihnachtliche von leichteren Sommer-Kreationen sinnvoll getrennt. Was aber Tiramisu-Cupcakes mit dem Valentinstag zu tun haben, weiß ich nicht… Auch bei einigen anderen Einteilungen wundert man sich, dadurch wird das Wiederfinden natürlich nicht erleichtert.
Die Kapitel umfassen:
- Valentinstag: Tiramisu-Cupcakes, Engelskuchen, Tartelettes mit karamellisierten Früchten und Nüssen, Kokos-Schichttorte, cremige Schokocupcakes…
- Frühlingsgebäck: Aprikosen-Mandel-Kekse, Apfelblüten-Cupcakes, Grasshooper-Pie, feine Cranberry-Riegel…
- Muttertag und Vatertag: Pistazien-Whoopie-Pies, Espresso-Cupcakes, Rosenblüten-Cupcakes…
- Ostern: Möhren-Ingwer-Schichttorte, Blutorangen-Cheesecake, Zitronen-Mohnkuchen, Vanille-Cupcakes, Schichttorte mit Zucchini, Walnüssen und Zimt…
- Sommer auf dem Kuchenteller: Cheesecake mit Sommerbeeren, Earl-Grey-Cupcakes, Zitronenlimo-Cupcakes, Pfirsich-Himbeer-Tarte, Himbeer-Triffle-Cupcakes…
- Für besondere Anlässe: Schokoladen-Cupcakes, Banoffee-Whoopie-Pies, Kokos-Erdbeer-Riegel, Schokoladentorte mit salzigem Karamell, Haselnuss-Nougat-Muffins, Cola-Cupcakes, Whoopie-Pies mit Schokoladenstückchen, Mini-Cupcakes Pina Colada…
- Trost für verregnete Tage: Haferkekse mit Apfel, Walnusskuchen mit Honig, Schwarz-Weiß-Schnitten, Cheesecake mit Butterscotch und Pekannüssen…
- Halloween: Red-Velvet-Cupcakes, Sticky-Toffee-Cupcakes, Cheesecake mit Spinnennetz, Kürbis-Whoopie-Pies, Cupcakes mit Roter Beete und Schokolade, Kardamom-Kuchen, S’moreanne-Cupcakes…
- Weihnachten: Weihnachts-Cupcakes, Cheesecake mit Schokolade, Karamell und Nüssen, Zuckerstangen-Cupcakes, Eggnogg-Cupcakes, Red-Velvet-Whoopie-Pies, Pistazienkuchen…
Danach kommen einige Kapitel zu Techniken und Grundlagen:
- Basics für Bäcker: Hier werden einige grundlegende Angaben z.B. zur Cupcake-Größe, zu Zutaten, Temperatur, zum Abwiegen und Abmessen, zum Auftragen von Frosting, zum Schichten von Torten etc. gemacht. Die Angaben sind recht ausführlich und teilweise mit Bilder versehen (Frosting auftragen, Torten schichten). Damit sind sie hilfreich für Anfänger und Fortgeschrittene. Allerdings ersetzt dieses Kapitel sicher kein vernünftiges Grundbackbuch. Dennoch sollten mit diesen Tipps auch Backneulinge die meisten Rezepte nachbacken können.
- Dekorieren und Verzieren: Einige Ideen zur Dekoration, Aufzählung von Streudekor und anderen Möglichkeiten wie z.B. mit Kakao oder Puderzucker bestäuben. Außerdem gibt es eine kurze Anleitung zur Ausstechen von Figuren aus Fondant. Desweiteren gibt es Rezepte zur Herstellung von gezuckerten Blüten sowie zu karamellisierten Nüssen. Dieses Kapitel fand ich enttäuschend oberflächlich kurz, wobei das Buch ja auch kein Deko-Buch ist.
- Bezugsquellen: Internetadressen einiger Shops mit Angabe von Fillialen
Abgerundet wird das Buch durch einen Register und ein Kapitel „Über den Autor“.
Die Rezepte: Auswahl und Probebacken
Beim ersten Überfliegen der Rezepte war ich schlicht begeistert über die Vielfalt. Wie ich oben mit den Beispielen zeigen wollte, gibt es verschiedenste ausgefallene und klassische Geschmacksrichtungen und Kombinationen. Kuchen, Cupcakes, Torten, Cheesecakes, Tartes, Whoopie-Pies und Riegel sowie Cookies sind vertreten und es finden sich jeweils zahlreiche neue Ideen.
Jedes Rezept ist mit einer kurzen Einleitung und einem großformatigem, schönen Foto ausgestattet. Das Foto zeigt ohne viel Schnickschnack aber immer ansprechend das Backwerk. So stelle ich mir ein Backbuch vor! Nebenbei bemerkt ist die Deko ebenfalls zweckmäßig-schlicht. Die Cupcakes werden immer auf die gleiche Weise mit Frosting bestrichen, aufregende Swirls oder kreative Figuren findet man nicht. Einzelne Elemente wie Streusel, Früchte oder Blüten geben dennoch einen gewissen Pepp. Diese Schlichtheit finde ich aber gut, es wird sich auf den Geschmack konzentriert. Für ausgefallene Dekorationen gibt es schließlich eigene Bücher.
Dann habe ich aber die Rezepte im einzelnen durchgelesen und war etwas enttäuscht. Das Frosting der Cupcakes ist im Prinzip immer die gleiche pappsüße amerikanische Buttercreme, abgesehen von wenigen Ausnahmen wie die Tiramisu-Cupcakes und Schoko-Cupcakes. Der Teig der Cupcakes ist auch immer derselbe, mal mit Kakao, mal mit Vanille. Auch die Füllung der Whoopie-Pies besteht immer aus den gleichen Zutaten, nämlich Butter, Puderzucker und Marshmallow-Fluff. Da ich der Kombination sehr skeptisch gegenüber stehe (Puderzucker und auch noch Marshmallow-Fluff???), werde ich diese Rezepte eher nicht im Original nachbacken.
Ansonsten fällt auf, dass viel mit (Instant)Tees, Limonade und Cola aromatisiert wird. Auch hier bin ich skeptisch, ob ein paar Beutel Apfeltee oder ein Schluck Sirup wirklich Aroma in Cupcake-Teig bzw. Frosting bringen. Ich habe z.B. die Earl-Grey-Cupcakes ausprobiert. Genauer gesagt, ich habe den Teig gemacht, weil ich sie mit einem anderen Frosting fruchtig kombinieren wollte. Vom ungebackenen Teig war ich noch echt begeistert, der Tee kam interessant rüber. Nach dem Backen blieb allerdings nur die bräunliche Farbe, die meinen Freund nur vermuten ließ, ich würde ihn mit Vollkorn-Cupcakes vergiften 😉 Geschmacklich war nichts mehr vom Tee übrig geblieben. Sehr schade! Vielleicht wäre das mit Tee aromatisierte Frosting besser, wer weiß.
Gut gefällt mir, dass die Rezepte klar und übersichtlich beschrieben sind. Ausprobiert habe ich bisher den Teig der Schokoladen-Whoopie-Pies. Hier fiel mir auf, dass im Rezept sehr viel Kakao angegeben wurde. Dies liegt daran, dass wohl kein Backkakao sondern Kakaopulver mit 70% Kakaoanteil verwendet wird. Warum? Keine Ahnung, aber für mich eigentlich ein No Go… Mit weniger Kakao und Zucker waren die Whoopie Pies aber lecker und sind gut gelungen, nur dass ich eine andere Füllung verwendet habe. Das Ergebnis kann man hier bewundern 😉
Der Cupcake-Teig gefällt mir sehr gut, ich habe ihn auf diesem Blog in abgewandelter Form als Grundrezept für Cupcakes aufgenommen. Allerdings habe ich die Zuckermenge drastisch reduziert und die Mengen etwas angepasst. Mir war natürlich beim Kauf eines englischen Backbuchs die hohe Zuckermenge der Rezepte bewusst. Aber so hoch hätte ich dann doch nicht gedacht – dazu muss man sagen, es ist mein erstes englisches/amerikanisches Buch. Na gut, meistens kann man die Zuckermenge reduzieren. Nur bei den Cremes wird das schwierig, was die Nachback-Liste weiter verkürzt.
Ausprobiert habe ich außerdem die Marshmallow-Müsli-Riegel, weil ich die Methode interessant fand. Leider gefielen mir die Riegel überhaupt nicht. Das Rezept hat funktioniert, aber die Kombination aus sehr viel Erdnuss, Kokos und sehr wenig Frucht ist nichts für mich. Zwei so intensive Nüsse wie Kokos und Erdnuss würde ich nicht kombinieren, auch nicht mit Schokolade. Ich habe zwar schon – aus Versehen – Erdnüsse vergessen und absichtlich mehr getrocknete Früchte genommen. Dennoch waren der Geschmack der Erdnussbutter sehr intensiv und passt meiner Meinung nach nicht zu Kokos. Das ist aber vielleicht Geschmackssache.
Empfehlenswert?
Ja, wenn man denn englische oder amerikanische Rezepte mag und sich dafür interessiert. Die Zuckermenge kann nicht immer angepasst werden, deswegen sollte man schon einen süßen Zahn haben. Kalorienzähler werden mit den Zucker-Butter-Bömbchen jedenfalls nicht glücklich werden.
Auch wenn die Rezepte doch ähnlich sind und immer die gleichen Grundzutaten variieren, werden sehr viele interessante Kombinationen angeboten. Die Vielfalt von simplen Kuchen zu Schichttorten, Cheesecakes, Cookies und Riegeln gefällt mir sehr gut. Ich werden wohl noch viel aus dem Buch ausprobieren! Dabei hoffe ich allerdings, dass der erste eher gemischte Eindruck sich in einen weitestgehend positiven Eindruck wandelt.
In jedem Fall wird hier für einen normalen Preis ein wunderschön gestaltetes Buch mit vielen Rezepten angeboten. Einen Einblick in die englische Backkunst bekommt man definitiv, wie weit die Rezepte echte Klassiker sind, kann ich nicht beurteilen. Durch die an den deutschen Markt angepassten Zutaten und Mengenangaben ist das Buch als Einstieg in englische/amerikanische Backkunst aber definitiv geeignet. Ich gebe 4 von 5 Sternen, weil ich mir von der Vielfalt der Rezepte doch etwas mehr erwartet hätte, mir das Buch ansonsten aber gut gefällt.





Ich habe einerseits viel zu wenig Backbuecher. Andererseits merke ich, dass ich aus den paar Buechern, die ich tatsaechlich besitze, selten etwas nachbacke, weil es ja parallel auch noch Zeitschriften, blogs und Internetseiten mit genuegend Rezepten gibt. Um das Hummingbird-Buch schleiche ich aber trotzdem schon eine ganze Weile herum. Ich bin gespannt, was Du uns daraus vorsetzen wirst 🙂
liebe Gruesse,
Persis
Oh ja, so geht es mir auch. Meist lass ich mich von den Bildern inspieren, mache 1-2 Rezepte und das war es dann. Aber das liegt auch ein bisschen daran, dass es Spontankäufe waren. Aus Büchern, die ich wirklich geplant ausgesucht habe und die wirklich gut sind, mache ich dann schon viel. Ist aber eher die Ausnahme 😉
Liebe Grüße!