Manchmal darf es eine besondere, etwas verrückte schwarz weiße Hochzeitstorte sein und ich hatte das Glück, so eine Torte zaubern zu dürfen. Ich meine, nicht jeder möchte eine schwarz-weiße Torte mit tätowierten Brautläuten. Aber schließlich soll die Torte ja zum Hochzeitspaar passen und so ist eben nicht immer zart-rosa-rüschig angemessen.
Ich habe jedenfalls schon immer schwarz-weiße Torten bewundert, wusste aber bisher noch keinen Anlass dafür. Erst recht nicht für eine ganz schwarze Torte. Als meine Nachbarin mich gebeten hat, für ihre Tochter eben so eine Torte zu dekorieren, war ich also gleich ganz begeistert.
Die Torte sollte zweigeteilt werden. Vorne weiß mit einem schwarzen Spitzenmuster und roten Rosen, also fast noch klassisch. Hinten dann schwarz mit den Brautläuten und den Nacktkatzen der Braut. Damit das ganze rund wird, habe ich mich recht kurzfristig dazu entschlossen, die Torte leicht tailliert zu gestalten und hinten eine Korsettschnürung zu ergänzen. So wurde die Rückseite gefüllt und eine Verbindung zur schwarz-weißen Spitzenvorderseite geschaffen. Mit ein paar Rüschen an den Seiten war die Torte dann perfekt.
Die Rosen habe ich wie immer einige Tage vorher aus Blütenpaste gemacht, einfach und schnell mit Hilfe eines 5-Petal-Ausstechers. Mit roter Puderfarbe wurden sie richtig schön leuchtend rot. Reinweg rot gefärbte Blütenpaste wirkt immer etwas blass und tot, erst durch rote Puderfarbe bekommt man ein schön tiefes natürliches Rot hin. Nur so als Tipp am Rande 😉
Die Figuren habe ich einige Tage vorher aus Sweet Art Fondant gemischt mit etwas CMC modellieren. Ich habe diese nicht als komplette 3D-Figuren gemacht, sondern ohne Rückseite quasi als Relief. Da die Figuren mit dem Rücken zur Torte stehen sollten, bot sich das einfach an. So ging das Modellieren auch deutlich schneller von der Hand und war viel einfacher, weil die Figuren ja immer flach auf der Arbeitsfläche liegen dürfen.
Nach dem Modellieren habe ich die Braut mit Tattoos bemalt. Dafür habe ich einen ganz feinen Pinsel, etwas schwarze, rote und blaue Lebensmittelfarbe und viel Geduld benutzt. Neben einigen Blumen- und Rankenmotiven habe ich das Hochzeitsdatum und das Wort „Love“ aufgemalt. Insgesamt bin ich total zufrieden mit mir, weil die Figuren trotz ihrer geringen Größe von gerade mal 10cm richtig schön geworden sind.
Für die eigentliche Torte habe ich einen Vanille-Rührkuchen mit 18cm Durchmesser leicht konisch zugeschnitten. Das geht besonders gut, wenn man oben und unten ein Cake Board der gewünschten Größe (bei mir 18cm und 15cm), hinlegt. Wenn man sich dann beim Schnitzen und auch später beim Einstreichen daran orientiert, entsteht fast von alleine die gewünschte Schrägung. Das Einstreichen so mit zwei unterschiedlich großen Cake Boards ist dabei eigentlich nur eine Variante meiner 2 Cake Drums Methode 🙂
Neben dem Rührkuchen habe ich auch einen Schokowunderkuchen gebacken und diesen nach der Kuchenringmethode mit Himbeersahne gefüllt. Da auch diese Torte leicht schräg werden sollte, musste ich die einzelnen Böden treppenförmig verkleinern. Gar nicht so einfach, aber im Endergebnis hat es geklappt.
So eine extra hohe Torte muss auf jeden Fall gestützt werden, damit sie nicht unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbricht und natürlich auch hoffentlich nicht umkippt. Dafür habe ich zum ersten Mal das System Cake Frame benutzt. Das schöne an dem System ist, dass man recht flexibel die verschiedensten inneren Stützen für Torten aus lebensmittelechten Plastikrohren, Plastikzwischenböden und Winkelstücken zusammenbauen kann. Für diese Torte habe ich die Mittelsäule fest mit der Grundplatte verschraubt. Mit einem Halskrausenstück habe ich einen Zwischenboden eingefügt.
Die Himbeersahnetorte musste nach unten. So hat sich die gefüllte Torte nach oben hin verjüngt, was der Stabilität ja keinen Abbruch tat. Das bedeutete dann aber, dass der schwere Rührkuchen nach oben musste. Da dieser aber komplett von der Mittelsäule getragen wurde, war das gar kein Problem. Die ganze Geschichte war so recht stabil, kam aber dennoch mit relativ wenig Sützen aus, was natürlich das Anschneiden erleichterte.
Als das Grundgerüst dann erstmal stand, habe ich die Torte zunächst von der Rückseite mit schwarzem Fondant eingedeckt. Diesen habe ich glatt gestrichen und grob zugeschnitten. Dann habe ich die Vorderseite mit weißem Fondant bedeckt. Als nächstes habe ich sauber senkrecht entlang der Mitte der Torte durch beide Schichten geschnitten und den schwarzen und weißen Fondant aneinander gefügt. So entsteht eine saubere Naht. Ganz gerade ist es nicht geworden, aber das wird später durch die seitlichen Rüschen sowieso verdeckt.
Die schwarze Spitze auf der Vorderseite der Torte wollte ich erst mit Hilfe von Silikonmatten und Magic Decor herstellen. Aber irgendwie ging das nicht so, wie ich mir das dachte, und es entstand einfach kein schönes Muster. Daher habe ich mich bangen Herzens entschlossen, die Schnörkel freihand mit Royal Icing zu spritzen. Ich habe vor Royal Icing immer etwas Schiss, nur selten treffe ich die richtige Konsistenz und dann fehlt es mir einfach an Übung. Noch dazu musste die Spitze ja unbedingt schwarz auf weißem Fondant sein, so dass man jeden Fehler sieht… Aber erstaunlicherweise hat alles sehr gut geklappt. Ich hatte das perfekte Icing, nicht zu fest und nicht zu flüssig. Es ließ sich mit schwarzer Puderfarbe und Gelfarbe kombiniert wunderbar tiefschwarz färben. Mit Hilfe einiger Blumenausstecher habe ich mir grob die Blumen vorgezeichnet, in dem ich einfach die Ausstecher an die entsprechende Stelle im Fondant gedrückt habe. Mit verschieden großen Tüllen habe ich anschließend das Muster nachgezeichnet, was erstaunlich gut funktioniert hat.
Die Rüschen an der Seite und an der Schnürung hinten sind einfach aus Fondant entstanden. Mit Royal Icing habe ich dann noch eine Perlenkante rund um die Torte sowie in der Mitte der Rüschen aufgespritzt. Auch die Schnürung hinten ist aus Royal Icing gemacht.
Mir gefällt diese etwas andere Hochzeitstorte richtig gut und wie ich die Braut kenne, sollte sie auch gut zu dem Hochzeitspaar passen. Auf jeden Fall wünsche ich den frisch vermählten Eheleuten alles Gute!
Hallo OfenkiekerIn,
Sie sind ja eine wahre Künstlerin, was die Motivtorten betrifft.
Ich hätte eine Frage bezüglich der Füllung einer Hochzeitstorte.
Meine Schwester hat mich beauftragt, ihr zur Hochzeit eine Torte zu machen.
Sie möchte allerdings keine Buttercreme-Füllung.
Da Sie vermutlich mehr Erfahrung mit Hochzeitstorten haben als ich, möchte ich sie fragen; ist es ratsam, eine Füllung mit Sahne zu machen, wenn man berücksichtigt dass die Ganache-Creme sich etwas verfestigen muss? Dass zum ausgarnieren auch Zeit benötigt wird? Wenn zudem noch einkalkuliert wird, dass es Spätsommer ist, und die Torte bis zum anschneiden vermutlich noch eine Weile ohne Kühlung aushalten soll,
Ein Freund riet mir diesbezüglich zu Enchanted-Cream, bzw. Torten Creme (von RUF) weil man hierbei etwas mehr Zeit für alle erforderlichen Massnahmen gewinnt, und weniger Gefahr läuft, das die Sahne gerinnt, oder verdirbt.
Liebe Raue,
da kann ich dich völlig beruhigen, ich nehme so oft Sahnecremes, da ist noch nie etwas schlecht geworden. Selbstverständlich sollte die Torte so oft es geht gekühlt werden. Ich bereite daher die meiste Deko vor. Blumen usw. müssen sowieso trocknen, das kann man Wochen vorher erledigen. Wärend ich die anderen Etagen bearbeite, Cremes anrühren usw., stelle ich die nicht gebrauchte Torte immer in den Kühlschrank. So ist die einzelne Etage nur zum Eindecken mit Fondant und beim Einstreichen bzw. Füllen draußen, das ist aus meiner Sicht vertretbar und bei normalen Motivtorten nicht anders. Während ich Dekorationen wie ausgeschnittene Muster oder Spitze mache, stelle ich die Torte wieder kühl.
So eine Torte kann dann auch beim eigentlichen Servieren eine Weile ungekühlt stehen. Natürlich nicht den ganzen Tag als „Schautorte“, aber die übliche Zeit zum Anschneiden usw. passt schon. Das ist ja sonst bei Kuchenbuffets auch üblich.
Das einzige, was ich tatsächlich vermeide, sind frische ungekochte Früchte, da diese schnell gärig schmecken. Stattdessen verwende ich Kompott, Marmelade oder koche Püree für Cremes auf. Das verlängert die Haltbarkeit enorm.
Ich persönlich habe noch nie Schlagcremes für Torten verwendet. Wäre mir auch unsicher, inwiefern diese für alle Rezepte geeignet sind. Wenn man passende Rezepte dazu verwendet, wäre das aber vermutlich eine Alternative.
Viele Grüße,
Claudia
Hallo wunderschöne torte, ich hätte eine Frage zum tortenständer was für einen Durchmesser hat er denn?
Und die Mittelsäule trägt dann die torte?
Und wie schafft man so toll die Figuren zu machen.
LG sabine
Liebe Sabine,
diese weißen Plastikplatten gibt es in verschiedenen Durchmessern, ich weiß nicht mehr, welche ich genau verwendet habe. An sich trägt die Torte sich zu einem gewissen Teil selbst, die schmalere Mitte bringt natürlich etwas Instabilität, aber problematischer ist die Höhe im vergleich zum kleinen Durchmesser. Daher muss man mit Zwischenböden und Stützen arbeiten. In diesem Fall dient als Stütze die Mittelsäule, so ist das System gedacht. Man kann aber auch 5-6 Holzstäbe o.ä. im Kreis in die untere Torte stecken und darauf die obere auf einem Cake Board setzen. Als Mittelsäule gegen verkippen kann man eine Edelstahl-Gewindestange oder einen langen Holzstab nehmen. Es gibt da verschiedene Möglichkeiten je nach Transportweg, Aufbau der Torte und Größe.
Viele Grüße,
Claudia