Vintage Cakes ist ein Buch, was vielleicht nicht beim ersten Öffnen überzeugt. Im Gegensatz zu vielen modernen Backbüchern trumpft es nicht mit übermäßig kreativem Layout, bunten oder üppig dekorierten Bilder auf. Es überzeugt durch schlichte Bilder, wunderbare Rezepte und eine persönliche Geschichte.
Das Buch ist englischsprachig, ist aber mit einem einigermaßen guten Englisch gut zu verstehen. Es gibt ja auch Wörterbücher oder Übersetzungs-Websites im Internet, nur wegen der Sprache sollte man auf diesen wahren Schatz nicht verzichten.
Ein paar Fakten zu Vintage Cakes*
- 1. Auflage 2013
- ca. 160 Seiten
- ca. 75 Rezepte
Erwartungen
Das Buch Vintage Cakes* habe ich gekauft, um einen kleinen Einblick in die traditionelle amerikanische Backkunst zu bekommen. Moderne amerikanische Trends wie Cupcakes, Cake Pops und Rainbow-Cakes sind auch aus der hiesigen Backwelt kaum noch wegzudenken. Aber genauso wie man hierzulande oft die gute alte Donauwelle, den Frankfurter Kranz oder Omas Zitronenkuchen vergisst, gehen auch die traditionellen amerikanischen Rezepte leicht unter.
Ich finde es immer etwas schade, wenn coole Trends die guten alten Rezepte überrennen und verdrängen. Natürlich ist Neu immer spannend, aber es muss ja deswegen nicht zwangsläufig gut sein. Ich erwarte mir also von dem Buch traditionelle amerikanische Rezepte, vielleicht ein paar Hintergrundinfos und eine gute Portion Flair. Natürlich sollen die Rezepte gut schmecken 🙂
Das Buch: Inhalt, Gliederung, Aufbau
Nach einer Danksagung und dem Inhaltsverzeichnis folgt ein kurzes Vorwort zur Entstehungsgeschichte des Buches. Dort wird beschrieben, wie die Autorin in einer alten Bäckerei eine Rezeptesammlung mit verschiedenen klassischen Kuchen gefunden hat. Diese Rezepte hat sie sanft modernisiert, an heutige Zutaten und Gepflogenheiten angepasst und in dem Buch „Vintage Cakes“ veröffentlicht. Sehr interessant fand ich, dass sie den Zuckergehalt deutlich reduzieren musste – wenn der Zuckergehalt für den heutigen amerikanischen Geschmack schon reduziert wurde, möchte ich gar nicht wissen, wie süß die Kuchen früher waren!
Es folgt dann ein ausführliches Kapitel rund um Zubehör und Techniken beim Backen. Ich denke, wer dieses Buch kauft, wird das meiste schon wissen. Für mich jedenfalls war das Kapitel nicht interessant.
Nun zum wichtigsten Teil, den Rezepten. Die Rezepte sind nach „Hasty Cakes“, „Everyday Cakes“, „Little Cakes an Light Cakes“, „Flips and Rolls“, „Layer Cakes“, „Party Cakes“ sowie „Fillings, Frostings ans Icings“ sortiert. Auch wenn sich mir teilweise die Einordnung der Rezepte in die Kategorien nicht ganz erschließt, zeigt das Inhaltsverzeichnis allein schon die Vielfalt der Rezepte.
Leider gibt es nicht zu jedem Rezept ein Foto, das ist wirklich schade. Die vorhandenen Fotos sind aber sehr schlicht und trotzdem schön anzusehen. Eben einfach passend für ein Buch wie dieses. Neben der sehr präzisen Zubereitungsanweisung findet sich natürlich eine Liste der Zutaten. Angenehmerweise sind diese sowohl in Volumen- als auch in Gewichtmaßen angegeben, so dass man nur noch von Ounces in Gramm umrechnen muss. Ein echter Pluspunkt 🙂 Besonders schön finde ich, dass jedes Rezept mit einer kleinen Einleitung zur Geschichte beginnt. So erkennt man auch als Nicht-Amerikaner die Tradition, die hinter den Kuchen steckt.
Die Rezepte: Auswahl und Probebacken
In dem Buch finden sich die verschiedensten Rezepte, von schnellen fruchtigen Streuselkuchen über Guglhüpfe zu üppigen Cremetorten. Überrascht hat mich, dass trotz der klassischen Rezepte sehr wohl ungewöhnliche Kombinationen enthalten sind. So wird mit verschiedenen Spirituosen gebacken, einige Rezepte enthalten Ingwer und bei anderen ist einfach die Zusammenstellung spannend. Klassisch ja, aber keineswegs langweilig.
Bisher habe ich den Whiskey-Guglhupf und den Harvey Wallbanger Kuchen gebacken. Beide sind sehr lecker, würzig und obwohl es nur schlichte Rührkuchen sind keineswegs trocken oder langweilig. Die Cremetorten sind mir für den Alltag meist zu üppig, aber wenn ich die Gelegenheit für eine „Coffee Crunch Spiral“, einen „Champagne Cake“ oder einen „Old Vermont Burnt Sugar Cake with Maple Cream Cheese Frosting“ habe, werde ich diese Rezepte und noch viele mehr sicherlich ausprobieren.
Insgesamt finde ich die Vielfalt der Rezepte zusammen mit einer stimmungsvollen Geschichte und den leider etwas zu seltenen Fotos ausgesprochen gelungen. Bei Durchblättern habe ich wirklich das Gefühl, eine kleine Schatztruhe mit Omas Rezepten aus Amerika in der Hand zu haben. Die Rezepte klingen alle sehr gut und es dürfte wirklich für jede Gelegenheit und jeden Geschmack etwas dabei sein.
Empfehlenswert?
Ja, unbedingt! Sofern man einigermaßen Englisch spricht und/oder bereit ist, die Rezepte zu übersetzen, ist dieses Buch eine wahre Schatzgrube. Kaum ein Buch schafft diese Kombination aus authentischer Atmosphäre und wirklich überzeugenden Rezepten. Selbst als Deutsche, die nie in den USA war, kann ich mich in die Backkunst ab 1920 hineinversetzen.
Da (natürlicherweise) die klassischen amerikanischen Kuchen hierzulande quasi unbekannt sind, bietet Vintage Cakes* eine wahre Fundgrube für neue Idee, leckere Kuchen und üppige Torten. Weil ein paar mehr Bilder schön gewesen wären, gebe ich 4 von 5 Sternen.
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